20.04.2005
Verknackt: Prinz Siggi ein Betrüger
Teure Karnevalsorden bestellt und nicht bezahlt
Von DIETMAR BICKMANN
Beim Karnevalszug im Februar ist Siggi Benz noch obenauf.
Foto: Paul
Bonn/Königswinter – Er dachte nur an seinen großen Traum. Prinz Karneval sein – nur einmal im Leben.
Siggi Benz (45) machte ihn wahr, regierte sogar als Prinz fürs ganze Siebengebirge. Jetzt steht fest: Prinz Siggi ist ein Betrüger.
Er hat seine Orden nicht bezahlt, kassierte dafür am Mittwoch eine Geldstrafe. Vom Prinzen angerichteter Schaden: 4000 Euro (EXPRESS berichtete).
Siggi war stolz wie Oskar. Sein Leben lang hatte der füllige Wirt davon geträumt, im Karneval die Insignien der Macht in den Händen zu halten. „Ich habe seine leuchtenden Augen gesehen, als er inthronisiert wurde und seine Tränen, als die Regentschaft beendet wurde“, berichtete sein Anwalt in der Gerichtsverhandlung.
Freispruch forderte er für den gefallenen Prinzen auf der Anklagebank. Doch da stand der Anwalt auf verlorenem Posten.
Der Fall: Die Karnevalsgesellschaften des Siebengebirges haben für die Session 2003/2004 plötzlich ein Problem. Der Kandidat für die überregionale Prinzenherrschaft ist abgesprungen.
Da springt Siggi Benz in die Bresche: „Ich mache das.“ Der Wirt von „Siggis Treff“ in Bad Honnef geht für die Große Königswinterer KG ins Rennen. Und ordert großzügig Materialen, die ein Prinz so braucht: 450 Prinzenorden, 2000 Ehrenabzeichen, Bonbons, Sträuße.
Michael Weiser (53), Fleischermeister und Jecken-Boss in Königswinter: „Der Verein hat 18 000 Euro Zuschuss gegeben. Aber Siggi gab deutlich mehr aus.“ Ergebnis: Der Orden-Lieferant wartet noch heute.
6000 Euro sollte Siggi zahlen, 2144 Euro überwies er. Dann ging dem Prinzen die Puste aus.
Viele Erklärungen legte Siggi dafür auf den Tisch. Gezogen hat keine Einzige. Mal war es eine Kaution, die nicht floss. Dann die böse Ex-Gattin, die durch ihre peinlichen Auftritte alle Gäste aus Siggis Kneipe vertrieb. Die Wahrheit ist: Siggi ist pleite. Und zwar eigentlich schon immer.
Bereits seit 20 Jahren geht bei ihm der Gerichtsvollzieher ein und aus. Zahlen kann Siggi nie. Wie hoch seine Schulden sind? Siggi zuckt mit den Schultern. „Um die 25.000 Euro“, tippt er.
Das bricht ihm schließlich bei allen Beteuerungen, die Orden wirklich bald zahlen zu wollen, das Genick. Dass der Prinz arm wie eine Kirchenmaus war, wusste er von Anfang an.
Der Richter: „Ihm war klar, dass ihm das Wasser bis zum Hals steht. Trotzdem lässt er sich auf das Abenteuer ein, ein kostenträchtiges Amt zu übernehmen. Er hat sich auf Kosten anderer einen Traum erfüllt.“ Die Geldstrafe wegen Betruges: 600 Euro.
Dienstag, 17. November 2020, 12:24
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