Hat sich wohl erledigt, wenn man dem EXPRESS glauben darf.
21.10.2004
Rettigs Machtwort: Schluss mit dem Theater
Manager ordnete erneute Aussprache in der Kabine an. „Diese Mannschaft wird es richten”
Von MARCEL SCHWAMBORN
Köln – Der 1. FC Köln auf dem zweiten Tabellenplatz. Dennoch ist die Stimmung rund ums Geißbockheim weiterhin frostig. Am Mittwoch wunderten sich die Trainings-Gäste, warum sich auf dem Platz lange Zeit nichts tat.
Die Profis hockten – mal wieder – in der Kabine und redeten Tacheles. Erst mit einer Stunde Verspätung begann die Einheit. Manager Andreas Rettig bat zur Aussprache. „Ich bin guter Dinge“, sagte er nachher.
Es knirscht heftig beim 1. FC Köln. Da sind die erneut aufgestellten Forderungen von Trainer Huub Stevens, den Kader in der Winterpause mit neuen Spielern nachzubessern, die im FC-Vorstand für Unbehagen sorgen.
„Ich habe Huub Stevens und auch den Spielern sehr deutlich gemacht, dass diese Mannschaft es richten wird“, stellte Rettig nach der Sitzung klar.
Stevens hatte zuletzt mehrfach betont, dass er großen Nachbesserungsbedarf bei der Mannschaft sieht und darauf verwiesen, dass er bei der Zusammenstellung des Kaders kaum Einfluss hatte. Doch da macht der Manager nicht mit. „Ich bin nicht bereit, die Mannschaft immer kleiner zu reden als sie ist“, sagt Rettig. „Man kann nicht nach jedem Spiel alles in Frage stellen.“
An dieser Haltung wird Stevens sicher zu knacken haben, denn der Niederländer gilt als Mann, der vom perfekten Fußball träumt. Rettig interessiert das nicht.
„Im Vorjahr haben uns alle auf die Nuss gehauen, weil uns trotz guten Fußballs die Punkte fehlten. Jetzt haben wir die Punkte, aber jeder bemängelt den unattraktiven Fußball. Noch mal: Diese Mannschaft wird es richten. Ich erwarte ab sofort, dass alle ein anderes Selbstverständnis an den Tag legen.“
Nicht nur zwischen Trainer und Vorstand herrschte deshalb Mittwoch Gesprächsbedarf.
Auch die Spieler ergriffen das Wort. „Wir machen Fehler, die sind unerklärlich“, sagte Stevens danach. „Nach dem, was die Spieler kritisiert haben, muss ich sagen, dass einigen die Geduld fehlt. Ich bin ein anderer Typ Trainer. Die Jungs müssen sich erst an mich gewöhnen. Ich habe auch immer gesagt, dass ich ein Jahr brauche, um die Truppe richtig kennen zu lernen.“
Den Spieler-Wunsch nach klarerer Aufgaben-Verteilung akzeptiert Stevens nur bedingt. „Es geht bei uns um Ordnung und Organisation. Da haben wir auf dem Platz Defizite. Ich gebe den Spielern klare Ansagen. Aber die Spieler müssen sich auch untereinander noch besser kennen lernen.“
Angesichts des angespannten Nervenkostüms aller Beteiligten versuchte Manager Rettig, den Spielern Selbstvertrauen einzuflößen.
„Wir müssen noch enger zusammenwachsen. Weder bei Burghausen noch bei Saarbrücken, die uns beide geschlagen haben, sehe ich einen Spieler, der bei uns Stammspieler wäre.“
Rettigs Appell an Spieler und Coach lautet daher: „Bei aller Selbstkritik dürfen wir nicht bei Selbstzerfleischung enden. So hoch, wie hier die Erwartungshaltung ist, so gut werden wir nicht spielen.“