Der Glasboden knirscht noch ganz bedenklich
Das Sea Life Center an der Königswinterer Rheinpromenade öffnet seine Pforten für die Besucher - Lobende Worte bei der Voreröffnung, Misstöne im Bauausschuss
Von Rüdiger Franz
Königswinter. Nach etwas mehr als zwei Jahren ist es vollbracht: Das Sea Life Center an der Rheinpromenade öffnet am Donnerstag um 10 Uhr seine Pforten für die Öffentlichkeit. Am Mittwoch hatten bereits die Königswinterer Verwaltungsspitze und eine Klasse der Johann-Lemmerz-Grundschule Gelegenheit zu einem Besuch bei den Fischen. Am Vorabend hatte der Bau- und Verkehrsausschuss der Stadt sich noch einmal mit der Gestaltung des Vorplatzes beschäftigt und war einmütig zu dem Urteil gekommen, dass hier noch einige Nachbesserungen angezeigt sind.
Noch erfüllt der Geruch von frischer Farbe die verwinkelten Gänge, noch stehen Eimer und Werkzeug in den Ecken, während Handwerker geschwind die ultimativ letzten Handgriffe tun. Auch der Boden des spektakulären, völlig von Wasser umgebenen Acrylglastunnels knirschte am Mittwoch unter den ersten Schritten ganz bedenklich: "Wir sind noch nicht sicher, ob er hält", scherzte ein Sea-Life-Mitarbeiter angesichts der fragenden Blicke in den Gesichtern der Premierengäste.
Alle Sorge erwies sich dann aber doch als überflüssig, so dass sich die Besucher ganz der bunten Unterwasserwelt hingeben konnten und mit einigen der insgesamt 6 000 Tiere auf den 2 000 Quadratmetern eine erste Bekanntschaft machten.
So erkundeten auch Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz und Mitarbeiter der Stadtverwaltung am Mittwoch erstmals das fertige Aquarium. Wirtz dankte der Betreiberfirma Merlin Entertainments für die zügige Abwicklung des Bauprojekts, mit dem sie im Januar begonnen hatte. Auch zeigte sich der Bürgermeister überzeugt davon, dass mit dem Berliner Platz der richtige Standort für das Aquarium gewählt worden ist.
"Reichlich fließende Gewerbesteuer"
"Wir wünschen Ihnen den Erfolg, den Sie sich versprechen, und den wir auch erwarten", sagte Wirtz unter Hinweis auf die "hoffentlich reichlich fließende Gewerbesteuer", was bei den Anwesenden für Heiterkeit sorgte. Heiter war denn auch die Miene von Merlin-Vorstandsmitglied Johannes Mock, der sich bei der Stadtverwaltung für die "gute Kooperation" bedankte, wenn es in der zweijährigen Geschichte des Bauprojekts auch Höhen und Tiefen gegeben habe.
Wie Mock lobte auch die Königswinterer Sea-Life-Chefin Britta Thiel das große Engagement ihrer Mitarbeiter: "Alle Beteiligten haben monatelang hart auf diesen Tag hingearbeitet. Wir sind sehr froh, dass wir es endlich geschafft haben und nun pünktlich eröffnen können", sagte Thiel.
Dennoch dürfte auch aus Sicht der Betreiberfirma das Gesamtprojekt "noch nicht als vollendet" abgehakt werden: Der Bau- und Verkehrsausschuss jedenfalls war am Dienstagabend einmütig zu dem Standpunkt gelangt, dass der Vorplatz des Aquariums noch nicht den Vorstellungen der Ratsmitglieder entspricht. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass der Platz am Mittwoch noch eine Baustelle war, vermissen die Ratsmitglieder aller Fraktionen die Verkleidung mit Bruchsteinen, wie sie an einem großen Teil des Betonsockels vorgesehen war.
Dass Merlin hier unter dem Hinweis auf Budgetprobleme passen musste, nahm der Ausschuss mit Bedauern zur Kenntnis. Nach dem Willen der Kommunalpolitiker soll die Verwaltung den Betreiber dazu bringen, die Nachbesserungen bis zum Beginn der Tourismussaison Anfang April zu erledigen. Unter Umständen, dies setzte die Mehrheit gegen die SPD-Fraktion durch, soll der Firma eine Vorfinanzierung durch die Stadt angeboten werden, sofern die Rückzahlungsmodalitäten klar und eindeutig geregelt werden.
Auffallend kritische Worte für die Sea-Life-Betreiber fand in der Ausschussitzung auch Baudezernent Hubert Kofferath, der das Unternehmen in der Vergangenheit zumeist in Schutz genommen hatte: "Wir müssen erleben, dass Absprachen, die mit Merlin getroffen werden, später so nicht eingehalten werden", sagte Kofferath und nannte mit dem Außengeländer und der rückseitigen, schwarzen Fassade mehrere Beispiele, bei denen sich das Unternehmen nicht an die Abmachungen gehalten habe. "Hier handelt es sich um Dinge, die uns Merlin schuldet", so Kofferath.
Für die CDU sagte Manfred Lehn, Merlin lege die Beschlüsse "sehr großzügig" aus. Hingegen kritisierte Jürgen Kusserow die Verwaltung und die Mehrheitsfraktion, die seiner Ansicht nach auf dem Berliner Platz ein "städtebauliches Desaster" zugelassen haben.
Unter Hinweis auf die kürzlich mit Akribie diskutierte Gestaltungssatzung für die Altstadt monierte Kusserow, es werde in Königswinter mit zweierlei Maß gemessen. "Für die Bürger der Altstadt", so der SPD-Fraktionschef, "muss das wie blanker Hohn wirken". Insgesamt aber herrschte bei der Ausschussmehrheit die Auffassung vor, das Projekt solle nun in Kooperation mit Merlin zum Abschluss gebracht werden.
Das Sea Life Center an der Königswinterer Rheinallee ist von Donnerstag an täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Karten zum Preis zwischen 8,50 und 11 Euro gibt es im Vorverkauf in den Geschäftsstellen des General-Anzeigers